Über die ”Bibliothek des 20. Jahrhunderts”
1971 gründete Ivan Čolović die Bibliothek des 20. Jahrhunderts. Als erstes Buch erschien die Studie von Paul Lengrand „Permanente Erziehung. Eine Einführung”. Heute, nach vierzig Jahren kontinuierlicher Existenz der Bibliothek des 20. Jahrhunderts besitzt dieser Titel für den Herausgeber auch eine symbolische Bedeutung. Die wechselvollen Bedingungen von autoritärem Staatsozialismus, über Krise und Krieg der 1990er Jahre, bis hin zum turbulenten Transformationsprozess der Gegenwart, haben auf ihre Weise besondere Herausforderungen an die Tätigkeit eines unabhängigen Verlags gestellt.
Von 1971 bis 1973 wurde die Bibliothek von der Volksuniversität „Braća Stamenković” herausgegeben. Danach erfolgte die Herausgabe gemeinsam mit renommierten Belgrader Verlage von 1973 bis 1974 der Verlag „Duga”, von 1974 bis 1980 war es der „Beogradski izdavacki grafički Zavod-BIGZ”, und schließlich von 1980 bis 1989 der Verlag „Prosveta”. Seitdem erscheinen die Bände der Bibliothek des 20. Jahrhunderts als Ausgaben des Gründers und Redakteurs der Reihe, Ivan Čolović.
Die Bibliothek des 20. Jahrhunderts veröffentlicht wissenschaftliche und essayistische Arbeiten einheimischer und fremdsprachiger Autoren aus einem breiten Spektrum anthropologischer Themen. Ziel ist es, einem interessierten Publikum die wichtigsten Autoren, Ideen, Disziplinen und Tendenzen aus dem Gebiet der interdisziplinären Forschungen zu Mensch, Gesellschaft und Kultur vorzustellen. Die Bibliothek des 20. Jahrhunderts gibt Arbeiten/Werke von anerkanntem Wert heraus, deren Autoren sich mit aktuellen Themen auf eine innovative Weise beschäftigen und dabei neue Möglichkeiten erschließen, um die Welt in der wir leben, besser zu begreifen.
Das Erscheinungsbild der Bibliothek 20. Jahrhundert verdankt sich dem bildenden Künstler Ivan Mesner, der die Einbände aller bisher erschienen Bände gestaltet hat.
Über den Herausgeber:
Ivan Čolović, geb. 1938 in Belgrad, Ethnologe und bis 2002 Mitarbeiter des Instituts für Ethnologie der Serbischen Akademie der Wissenschaften, ist Autor zahlreicher Arbeiten zur Ethnologie, Anthropologie, Kulturanthropologie und politischer Symbolik, die auch in Übersetzungen vorliegen (Bordell der Krieger. Folklore, Politik und Krieg, Osnabrück: fibre Verlag, 1994. In englischer Sprache ist u.a. erschienen Politics of Identity in Serbia, London: Hurst 2002, in französischer Sprache: Le bordel des guerriers. Folklore, politique et guerre, Paris: Le Courier des Balkans, 2009.)
Er war 1992 Gründungsmitglied und stellvertretender Vorsitzender des „Belgrader Kreises”, der Vereinigung unabhängiger Intellektueller, die sich gegen Nationalismus und Krieg engagierten.
Ivan Čolović wurde 2000 mit dem Herderpreis und 2001 mit dem französischen Orden der Ehrenlegion ausgezeichnet.